Osnabrücks regierende Parteienlandschaft hat da was mit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums nicht ganz verstanden, wie es scheint (siehe dazu auch z. B. diesen Lesibrief oder auch diese beiden an das Lokalblatt). Es wird so getan, als ob quadratisch-praktisch-hässliche Neubauten (und Autobahnen) wie Bauklötze auf einem unbelebten Spielteppich bedenkenlos neben- und aufeinandergestapelt werden könnten, ohne dass dies in irgendeiner Weise irgendwen stören könnte: Menschen, Tiere, Pflanzen, Habitate, landwirtschaftliche und Erholungsflächen, das lokale und globale Klima. Ihrer Logik zufolge reichen minimale „Kompensationsmaßnahmen“ am Rande des Beton-Teppichs völlig aus, da dieser schließlich durch einen (de facto bis dato inexistenten) „Masterplan“ zementiert wird. In Ruhe über ein Gesamtkonzept der Stadtentwicklung nachzudenken und die Interessen der Bürger*innen in gleichberechtigter Diskussion miteinzubeziehen, so etwa die Meinungen von Anwohner*innen und VfL-Fans zum „Leistungs- und Nachwuchszentrum“ für den VfL Osnabrück in Gartlager Wald und Flur, wäre vor den Kommunalwahlen im September dieses Jahres ja auch völlig unzumutbar. Das hat der Umgang mit jenen, die eine kommunale Wohnungsgesellschaft aktiv forderten, schon verdeutlicht.
In den Bauklötzen sollen dann jedoch Menschen leben. Und wenn es nach der CDU geht, dann „sollen vor allem Familien mit minderjährigen Kindern ZUZIEHEN“ (Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am 04.03.2021) und unter Jubelrufen von SPD und Grünen in diesen „Geschosswohnungsbauten“ durchgeplant ihr Dasein fristen. Gut in dieses vor lauter Monotonie zum „Frieden“ gezwungene Bild passt übrigens auch der für Osnabrücks zentrales Element Schlossgarten geplante Kinderkäfig, neben dem dann nur noch ein Werbeplakat für den Zoo fehlt.
In der lokal grassierenden Bebauungsepidemie geht es nicht um ein Ob, sondern lediglich um ein Wer. Gefragt wurde die Öffentlichkeit vorher, manchmal, pro forma, die Antworten allerdings ignoriert. Sogar wenn das Bauamt selbst Bedenken hegt und Klagen und somit ggf. später ohnehin wieder Abriss drohen (siehe dazu exemplarisch z. B. diese Artikel aus dem Lokalblatt), wird rücksichtslos weiter aus verschlossenen Räumen heraus mit Bauklötzen geschossen, als gäbe es kein Morgen.
Die CDU schreibt sich lang bestehende Forderungen Anderer als „ihre Ideen“ auf die Fahne. Die Grünen behaupten allen Ernstes, durch ein Energie-Eigenversorgungskonzept seien Beton-Bauklötze auf dann ehemals naturnaher Flur „klimaneutral“. Und die SPD ist ganz aus dem Eigenhäuschen, dass Osnabrück nun endlich mehr „Geschoss“ bekommt – nicht in sowjetischem Grau und sowjetisch bezahlbar, sondern in modern-westdeutschem Hellbraun und nicht wirklich bezahlbar. Sowjetisch ist an dem Vorgehen aller drei Parteien jedoch, dass Individuen und unliebsame Meinungen unter den Bauteppich gekehrt werden – im Schinkel, in der Gartlage und auch bei uns am Finkenhügel.