31. Oktober 2021: Osnabrücker Geisterfahrt

Pünktlich zu Halloween erschien am 30.10.2021 ein Artikel im Lokalblatt zu unserer derzeitigen – zugegebenermaßen beschissenen, aber wohlgemerkt längst nicht besiegelten – Lage:

Wir sagen nämlich ganz deutlich:

DIE VERSIEGELUNG IST NICHT BESIEGELT!

Zunächst muss die Stadt ihren Bebauungswahn nochmal auslegen und zur Bürgibeteiligung stellen. Ob sie das schon im November tun wird, ist, wie immer in einer „demokratischen Hierarchie“, ganz allein von der Laune der Gewählten und deren verwaltenden Untergebenen abhängig.

Doch wie kann es überhaupt sein, dass Kommunalpolitnix und kommunale Verwalter*innen es zu diesen Zeiten immer noch wagen, mit solch einem Quatsch aufzuwarten?!? Unser „Hirtenholz“ soll niedergemetzelt und zusätzlich die alten Pappeln am Luhrmannhof umgefällt werden?!? Und wie viel Zuhause wird damit geschaffen, wie viel Zuhause UND Natur UND Subkultur aber gleichzeitig zerstört??? Die Osnabrücker Politik und Verwaltung scheinen Saures geradezu einzufordern.

Wir bleiben bei unserem Standpunkt: Wohnraum zu schaffen geht anders!

Wie sehr Menschen an Bäumen hängen und sich Rodungen immer wieder entgegenstellen, sei es aus Gründen des Klimaschutzes, zum Erhalt der Biodiversität, zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit, aus ästhetischen oder spirituellen Motiven, oder weil so ein Baum eben auch ein Lebewesen ist, hat sich jüngst in Osnabrück ausgerechnet in der Gartlage bzw. dem Widukindland gezeigt. Dort haben Anwohner*innen die Fällung von Eichen durch „Falschparken“ ihrer Autos verhindert (noz-Artikel 24.10.2021).

20. April 2021: Ende?!?

Lokalblatttreue haben es vielleicht schon gelesen:

Parteibrei aus CDU, SPD und Grünen stürzt weiter ab

Die Ratssitzung, auf der über den Gegenstand unserer seit 2016 laufenden online-Petition und Unterschriftensammlung alles andere als „beraten“ wurde, verlief wenig frühlingshaft. Wir waren als „nach Anmeldung geduldete Zuhörer*innen“ vor Ort und haben vor tiefgekühlter Unverfrorenheit der Mehrheit der Gewählten zeitweise fast Hitzeattacken erlitten.

Tröstende Wirkung hatten die klaren unterstützenden Worte von der Linken, dem Pirat und (mit der Ausnahme, dass wir nicht weniger, sondern mehr Schutz von Feldhamstern möchten!) der FDP. Es ist eine große Erleichterung zu spüren, dass es auch in der realitätsfernen Welt der Herrschenden nicht nur [*Platzhalter für beliebige Wörter, die euch spontan in den Sinn kommen,*] gibt…

Denn es ist – nichts Neues, aber dennoch – einfach nur erschreckend und furchtbar, wie selbstherrlich und arrogant das Gros der Politnix ist. Das schließt die „Grünen“, die in ihrem Selbstmitleid zerfließen wie die letzten Yuppies, ausdrücklich mit ein. Da ist eine SPD, die einem sich als „volksnah gebenden“, in Wirklichkeit jedoch Landtags-geilen Kandidaten hinterher eifert und die Verwaltung dafür lobt, dass diese ihrer Gehaltsarbeit nachgehend die Befehle der Ratsmehrheit ausführt und ganz brav innerhalb des Tellerrandes denkt. Da ist eine CDU, die es schon beim TOP „Istanbul-Konvention umsetzen – Gewalt gegen Frauen verhindern“ schafft, die Sprecherin der eigenen „Frauenunion“ nach ihrem Redebeitrag mit der männlichen Inbrunst dreier Parteikollegen physisch einzukesseln und verbal anzugehen, bis ein weiterer männlicher Parteikollege lauthals seine gewaltige Stimme durch den Saal schallen lässt. Diese CDU stellt sich hin und behauptet unter Betonung, dass dies ausdrücklich an die Bürger*innen gerichtet und daher für die Presse wichtig sei, vollkommen stumpf, wir seien mit dem Wagenplatz am Hunteburger Weg zerstritten und wollten daher dort nicht hinziehen. ?!?

Wir halten es an dieser Stelle für sehr wichtig, einige Fakten nochmal zum Mitschreiben (bzw. Herauskopieren) hervorzuheben, da bei vielen gewählten Selbstschönredner*innen offenbar nach wie vor der Parteibrei die Wahrnehmung verwischt:

  1. Der andere Wagenplatz in Osnabrück hat eine andere Geschichte als unsere WabOS. Jene Wagenburg hat ihr Zuhause nach städtischem Vollversagen vor vielen vielen Jahren glücklicherweise auf einem Privatgrundstück gefunden. Der dortige Pachtvertrag sieht eine begrenzte Bewohner*innenzahl vor. Und selbst wenn es diese vertragliche Begrenzung nicht gäbe, so ist auch die Bewohner*innenauslastung eines Bauwagenplatzes irgendwann erreicht, erst recht wenn dem ökologischen Anspruch Rechnung getragen werden soll, mit und nicht gegen die Natur zu leben. Ihr stopft ja auch nicht in ein Mehrparteienmietshaus mit 4 Wohnungen 8 Mietparteien. Daher: Nein, dort ist kein Platz für uns. Und in einem konventionellen Mietshaus würdet ihr die Mieter*innen auch nicht dazu zwingen, gefälligst zu den 4 Parteien im ebenfalls 4 Wohnungen aufweisenden, irgendwem anders gehörenden Mietshaus am anderen Ende der Stadt zu ziehen, weil ihr aus euren 4 Wohnungen 8 machen wollt und dort 8 Parteien einziehen sollen, die ihr einfach lieber mögt oder so. Und wenn ihr jetzt tatsächlich sagt, ihr würdet dies tun (denn wir leben ja im Kapitalismus und Privateigentum ist diesem das höchste Gut), dann fragt euch bitte, wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr zu irgendeiner der genannten 16 Mietparteien gehörtet. Und wenn ihr dann immer noch der Ãœberzeugung seid, dass ihr euch als irgendeine der 16 betroffenen Mietparteien total gut damit fühlen würdet, dann möchten wir euch nahelegen, eure Mandate zur „Volksvertretung“ niederzulegen.
  2. Unser Pachtvertrag, der – „Verwaltung sei Dank!“ – „ordnungsgemäß“ zu Ende Juni diesen Jahres gekündigt wurde, bekam zunächst im Jahre 2002 eine Verlängerung um 5 Jahre. Anschließend wandelte er sich, wie im Falle von Pacht oft üblich, in einen sich jeweils jährlich verlängernden Vertrag. In dem Vertrag steht, bei der durch den WabOS e. V. nutzbaren Fläche handele es sich um ca.(!) 7.000 qm. Tatsächlich wissen wir und haben wir euch Parteivertretungen mehrfach gezeigt, dass jedoch wesentlich weniger Fläche von uns beansprucht wird. Stattdessen bietet sich weitläufig Raum für Vegetation, vielfältige Habitate und natürliche Prozesse. Der Boden ist komplett unversiegelt.
  3. Unser von der Stadt aufgesetzter Pachtvertrag hat unsere Bewohner*innenzahl seit jeher auf maximal 13 Personen in maximal 10 bewohnten Wagen begrenzt. Uns zum Vorwurf zu machen und gegen uns zu argumentieren, wir hätten pro Person 700 qm zur Verfügung, ist nach dieser eurer Festlegung vollkommen unhaltbar – erst recht unter Einbeziehung von Punkt 2.
  4. Die Zeiten, in denen wir jährlich 1.000 € Pacht bezahlten, sind schon länger vorbei. In den letzten Jahren betrug der Pachtzins ca. 1.200 € plus Gebühren für die Müllabfuhr. Wir haben uns nie über diese zu zehnt tatsächlich günstige Pacht beschwert. Was ihr jedoch dauernd überseht, ist, dass wir hier nicht für erschlossenes Land zahlen bzw. gezahlt haben, sondern auf nicht-erschlossenem Grünland leben. Das heißt, im Gegensatz zu Menschen, die in Häusern leben, haben wir keine Anschlüsse: kein fließendes Wasser, keine herkömmliche Kanalisation, kein 230V-Elektrizitätsnetz, kein Telefonnetz, kein festes Internet. Stattdessen haben wir Wege gefunden, sauber, gut und ökologisch zu leben, auch wenn dies beschwerlicher als der Geschirrspüler, die Waschmaschine, die Dauerlauf-Dusche, das Wegspül-WC, der Standby-Modus für Fernseher, Computer & Co. auf 230 V, der Heizstrahler, die Gasheizung, die Mikrowelle, der Elektroherd etc. pp. sein mag. Außer über einen fehlenden festen Internetzugang haben wir uns auch darüber nie beschwert. Im Gegenteil: Wir haben uns ausgesucht, so zu leben. Es ist und bleibt jedoch eine unverschämte Dreistigkeit, unsere Gegebenheiten mit denen eines er- und angeschlossenen Grundstücks in puncto Kosten gleichzusetzen. Auch wenn das die vorgefertigten Berechnungstabellen und -formulare nicht vorsehen: Unsere Lebensweise gibt es wirklich.
  5. Unser Pachtvertrag sah nie explizit vor, dass wir nur eine „Ãœbergangsnutzung“ darstellen. Der einzige legitime Grund, bei dem die Verpächterin, also die Stadt Osnabrück, uns kündigen konnte, sofern wir uns immer dem Pachtvertrag entsprechend verhielten, was wir taten, war, wenn „das Grundstück für öffentliche Zwecke benötigt [würde], insbesondere den Ausbau der im geltenden Flächennutzungsplan ausgewiesenen Westumgehung.“ Aufmerksame Leser*innen bemerken hier, dass „öffentliche Zwecke“ ziemlich relativ sind; dass es eher diese hier festgelegt „öffentlichen Zwecke“ sind, die selbst die CDU dazu veranlassen, die Fläche der semi-kommunalen Semi-Wohngesellschaft zu überlassen anstatt sie im Höchstbietverfahren zu verhökern; dass allein diese Festlegung schon darauf hindeutet, dass eine Wohnbebauung eine westliche Umgehungsstraße nicht ausschließt (wie sich aktuell z. B. auch an weiterhin geöffneten Schranken am Finkenhügel zeigt).
  6. Gefolgt wird dieser „außerordentliche Kündigungsgrund“ im Pachtvertrag durch den Zusatz, dass die Stadt Osnabrück sich in diesem Fall bemühen wird, dem WabOS e. V. „ein geeignetes Ersatzgelände zur Verfügung zu stellen.“ Ihr Parteien dürft also getrost darauf verzichten, euch andauernd für eure „enorme Großzügigkeit“ selbst zu loben, dass ihr eure Verwaltung permanent drangsaliert, unter „immensem Aufwand“ nach einem Ersatzgrundstück zu suchen, wovon es aber auch mehr als „jetzt das, mehr nicht“ nicht geben soll. Die Stadt Osnabrück ist vertraglich dazu verpflichtet sich zu bemühen.
  7. Wir möchten hier nicht wie von der Verwaltung formuliert „unseren Traum vom alternativen Leben abseits der üblichen Vorstellungen leben.“ Für uns ist unser Leben Am Hirtenhaus seit 23 Jahren Realität.

Vor allem das Gejammer der „Grünen“, es tue ihnen weh als „Grüne“ Grün zuzubauen, aber es sei nun einmal notwendig, um die Westumgehung zu verhindern (wir sind uns sicher, dass sie mit einer Bebauung noch viel eher kommen wird als ohne), ist unerträglich und vollkommen unangebracht. Täte es ihnen „weh“, so würden sie niemals derartig bei der CDU (und in weniger wichtiger Rolle bei der SPD) herum schleimen, sondern ihren „Empfindungen“ durch entsprechende Worte und Taten Ausdruck verleihen. Auch ein Empfänger eines goldenen Ehrenringes im Wert von viel Geld als Entlohnung für 20 Jahre „Ehrenamt gegen Aufwandsentschädigung“ im Rat kann sich irren. Wir raten euch aufzuhören euch selbst zu verraten. Das Gemauschel eurer Partei trägt Mitschuld an so wunderbaren Dingen wie Atomkraft, Kohlestrom, Abschuss von Robben, Hartz IV, … Hier könntet ihr ein Mal etwas besser machen, euch ein Mal deutlich von euren rosaroten und grauschwarzen Herrschern befreien, ein Mal so richtig grün sein. Oder glaubt ihr denn, die Politik der CDU sei langfristig zukunftsfähig? Seht ihr die heute jungen Menschen in 50 Jahren dem Papst in einer Diesel-Limousine zujubeln? (Wir nicht.)

Uns geht es zur Zeit so scheiße, dass wir noch nicht einmal eine Presseanfrage vom Stadtblatt mehr wahrnehmen konnten. Wir fühlen uns zermürbt, kaputt, gedemütigt, sind bestürzt, traurig, wütend, verzweifelt, entwurzelt. Wir hängen im Nichts und stehen vor der nackten Zerstörung. Daran wird auch eine Wiese (noch dazu möglicherweise auf einer Müllkippe) in der Gartlage nichts ändern. Wir haben nicht nur wie alle anderen unseren Alltag aus Lohnarbeit und Persönlichem und noch dazu unter den Auswirkungen einer globalen Pandemie zu bewältigen. Unsere Existenz- und Zukunftsängste haben eine dritte – noch dazu völlig und einfach vermeidbare – Dimension, die das Entsetzen um der Natur halber, mit der wir seit 23 Jahren hier leben, einschließt.

CDU, SPD, Grüne (und die wie auch immer heißende, sich nicht sonderlich von dem Parteibrei abhebende Splitterfraktion), IHR SEID SCHULD.

Auch wenn ihr und dadurch „gezwungenermaßen“ die Presse es gerne verschweigt, sind eure Bebauungspläne noch nicht verabschiedet. „Im Sommer,“ so heißt es seit Neuestem, würden die Pläne ausgelegt. Ihr wisst ganz genau, dass es wieder Bürger*innenbeteiligungen geben muss. Ihr habt uns gekündigt, aber wir sind noch da. Eure Wahlen sind erst im September… und die Folgen eurer fehlgeleiteten Schlüsse aus der Kampagne für bezahlbaren Wohnraum haben nicht nur uns in Aufruhr versetzt. Es brodelt allerorten: im Schinkel, in der Gartlage, … Jüngst wurde auch am Kalkhügel wieder ein Projekt der Vernichtung ausgesetzt.

Noch bleibt euch Zeit, umzudenken, gen Mut zur Vielfalt – auch in der Weststadt und am Westerberg – umzulenken, euch zu ent-schuld-igen.

4. März 2021: Wir sind über 9000 Menschen!

Am Donnerstag, den 04.03.2021, tagte im Rathaus der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Wie angekündigt haben wir die Sitzung drinnen und vor allem draußen kritisch und laut begleitet, um unseren Protest gegen die Kündigung unseres Pachtvertrages kundzutun.

Im Vorfeld überreichten wir Stadtbaurat Frank Otte einen weiteren Stapel von Unterschriften von Menschen, die mit uns zusammen den Fortbestand unserer Wagenburg am Finkenhügel, genauer an der Straße Am Hirtenhaus, fordern. Vor einigen Jahren hatten wir Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bereits 7700 Unterschriften übergeben, wovon 1154 manuell gesammelt worden waren. Die übrigen kommen seither über unsere online-Petition zustande, die weiterlaufen wird, bis unser Verbleib Am Hirtenhaus gesichert ist!

Mit Stand vom 01. März 2021 waren insgesamt bereits 9457 Unterschriften für den Verbleib der WabOS Am Hirtenhaus zusammengekommen, wovon wir die seit Ende 2016 hinzugekommenen der Stadt, repräsentiert durch Stadtbaurat Frank Otte, übergaben.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei unseren Unterstützer*innen und Freund*innen bedanken, die schon so lange und erst recht in den vergangenen harten Jahren für uns da sind, sich digital oder vor Ort für unseren selbstverwalteten Freiraum und die Habitate Am Hirtenhaus einsetzen. Wir würden gerne zeitnah mal so richtig mit euch zusammen feiern! Bis dahin lasst uns zusammen noch etwas durchhalten und weiterkämpfen – gegen Gentrifizierung, für selbstverwaltete Freiräume, für Natur und Klima, für wirklich bezahlbaren Wohnraum und für Gemeinschaft! #WabOSbleibt!

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wurde übrigens trotz des Versuchens des Erklärens durch Herrn Otte die „Mitteilung zur Kenntnisnahme“ der Stadtverwaltung, welche den angeblichen Stand der Dinge zu den Bebauungsplänen am Finkenhügel kundtut und somit die Kündigung unseres Pachtvertrages Ende März, ergo unsere Vertreibung, die Rodung von Bäumen, Sträuchern und Kräutern und die Vertreibung der Fauna noch dieses Jahr einschließt, wieder nur mehr oder weniger über den Tisch gewedelt. Ein Antrag der FDP-Fraktion, dass eine tatsächlich einvernehmliche Lösung mit uns gefunden werden muss, bevor weiter geplant und gemacht wird, wurde nur von FDP, Linken und Unabhängigen (bzw. Piraten) befürwortet. Die Grünen enthielten sich anstatt CDU und SPD die Macht der Mehrheit zu entreißen und schossen ihre grüne Fassade damit mal wieder ins Aus.

Erwähnenswert ist, dass die Fraktionen auf der Sitzung einstimmig den Fortlauf der Förderung des und die Kooperation mit dem angewandten Forschungsprojekt „Grüne Finger in Osnabrück“ befürworteten. Der von der Hochschule Osnabrück in der Sitzung vertretene Projektleiter, Hubertus von Dressler, mahnte im Anschluss an seinen Projektbericht, dass es nicht im Sinne des Projektes sei, eine Alibifunktion zu übernehmen. Es sei nicht zielführend, das Projekt zu fördern und zugleich blindlings einzelne Bebauungspläne ohne vorherige, besonnene Schaffung eines Gesamtkonzepts durchzudrücken.

Im Lokalblatt wurde derweil von Unterschriftenübergabe und Protest berichtet.

Februar 2021: Wut!

Während die Stadt jahrelang nicht in die Pötte gekommen ist und sie immer noch starke Schwierigkeiten hat, von sich aus zu kommunizieren oder zu antworten, haben es Stadtverwaltung und Rat jetzt doch sehr eilig, uns zu vertreiben, Bäume zu roden, Flächen zu versiegeln, Tieren den Lebensraum zu nehmen. Schon am Dienstag, den 23.02.21, befassen sich sowohl der Immobilien- als auch der Finanzausschuss mit der „Entwicklung neuer Wohnbaugebiete am Finkenhügel.“ In der sogenannten „Mitteilung zur Kenntnisnahme“ der Stadtverwaltung an die beiden Ausschüsse (ergo einem Papier, über dessen Inhalt gar nicht diskutiert werden soll und auch nichts abgestimmt werden darf/muss!) steht über uns und unsere Zukunft zu lesen, dass wir bis Ende März 2021 die Kündigung unseres Pachtvertrages erhalten sollen. Ja, genau: Die Stadt beabsichtigt, uns in wenigen Wochen den Pachtvertrag zu kündigen!

Woher wir die Information haben? Na, sicherlich nicht von der Stadt bzw. Stadtverwaltung. Die schweigen sich aus in ihrem „Dialog.“ Die öffentlichen Vorlagen für kommende Sitzungen von Ausschüssen und Rat sind nun bzw. peu à peu online zu finden unter osnabrueck.de (Rat & Verwaltung, Ratsinformationssytem, dann die entsprechenden TOP-Listen suchen). Es sei gewarnt: Das sind nur die öffentlich zugänglichen Teile.

Laut jener „Mitteilung zur Kenntnisnahme“ an den Immobilien- und den Finanzausschuss seien wir dazu in einem Dialog mit der Stadt. Das muss dieser „Dialog“ sein, der regelmäßig von uns angestoßen wurde, um dann durch Dummschweigen seitens der Stadtverwaltung und der regierenden Parteienlandschaft wieder im Sande zu verlaufen. Alles, was noch fehlt im Osnabrücker Friedensimage, ist, mit uns zu einer „einvernehmlichen Lösung“ gekommen zu sein, um uns und alle anderen Lebewesen guten Gewissens aus unserem Zuhause vertreiben bzw. vernichten zu können.

Und wofür das Ganze? Einen Teil der Gesamtfläche – darunter die Fläche der WabOS – soll die WiO (also das Ãœberbleibsel der frisch verkorksten kommunalen Wohnungsgesellschaft) als Feigenblatt zum Verkehrswert(!) kaufen dürfen. Falls die nicht will oder kann, geht auch die Fläche der WabOS wie die kompletten restlichen Flächen der B-Pläne 616/617 an die Höchstbietenden. Das klingt nach einem ganz tollen Plan um die von der Stadt selbstgesteckten Ziele „Wohnraum entwickeln und ausgeglichene soziale Strukturen schaffen“ und „Bezahlbaren Wohnraum schaffen“ zu erreichen. Nicht? Wir jedenfalls sind gespannt, wie in einer der teuersten Ecken Osnabrücks via Bieter*innenverfahren günstiger Wohnraum in Ein- und Zweifamilienhäusern entstehen soll. Soziale Durchmischung zwischen Oberschicht und Oberer Mittelschicht und (wenn es nach der SPD ginge) am Rande ein paar hübsch absondernde Mehrstock-Ghettos. Das scheint einer Friedensstadt genug Soziales, Diversität und ähnlicher dieser dem Kapitalrachen im Weg stehenden Ärgernisse zu sein.

Weil wir mit all der Bebauungs- und Verkehrspolitik nicht einverstanden sind und es nicht einfach so hinnehmen werden, wie die Stadt uns behandelt, uns vertreiben, alte Bäume roden und mit ihren unreifen „Masterplänen“ eine weitere Grünflache mal eben zerstören und zubauen will, werden wir nicht nur zeitnah die Unterschriften unserer online-Petition überreichen, die ihr flugs gerne nochmal teilen könnt, sondern auch die kommenden Ausschuss- und Ratssitzungen kritisch begleiten. Wir würden uns freuen, viele von euch dort zu sehen!

  • Dienstag, 23.02., ab ca. 16 Uhr: Es tagen der Immobilien- und der Finanzausschuss (Rathaus).
  • Donnerstag, 04.03., ab ca. 16 Uhr: Es tagt der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (voraussichtlich Rathaus).
  • Dienstag, 09.03., ab ca. 16 Uhr: Es tagt der Stadtrat (voraussichtlich Stadthalle).

Wir weisen fröhlich darauf hin, dass im öffentlichen Raum stets legale Vermummung und textile oder kartonierte Abstandhalter getragen werden sollen! : )

Gegen die Gentrifizierung unserer Stadt!
Für Klima, für Umwelt, für Natur, für Grüne Finger!
Für bezahlbaren Wohnraum! Für Gemeinschaft!
Für selbstverwaltete Freiräume!
Für Vielfalt!
WABOS BLEIBT!

2020: Oznabrooklyn B Drama

Während die Welt 2020 in die Klauen einer globalen Pandemie geraten ist, spitzt sich in Osnabrück -wie anderswo- die Dramatik um Wohnraum einerseits und grüne Räume andererseits zu. Die Politnix haben -wie anderswo auch- einfach noch immer nicht verstanden, dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums eine einfach zu lösende Thematik ist: Wenn Häuser denen sind, die sie bewohnen, und wenn dem motorisierten Individual- und Lastenfernverkehr Raum genommen und dafür dem ökologisch nachhaltigeren Verkehr und die entstehenden Lücken z. B. auf als Parkplätze versiegelten Flächen der sogenannten Nachverdichtung gegeben werden, ist das Problem gelöst. Dabei müsste kein Grün angetastet werden. Und den Menschen fällt spätestens unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie immer mehr auf, dass sie Grün zum Leben brauchen; dass unser Umgang mit Natur und Ressourcen, unsere Einstellung und unser Verhalten gegenüber anderen Tieren wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit unseres Planeten und aller Menschen haben. (Eine späte Erkenntnis ist besser als keine…)

Auch um Oznabrooklyns Netz von Grünen Fingern wird zur Zeit Aufwind betrieben. Dabei wird genormt und masterbeplant, dass die durchkultivierte Natur eigentlich nur so strotzen müsste. Das tut sie aber nicht. Denn weiter soll überall abgeknapst werden (Möchte-schlau: „Da müssen dann eben auch Abstriche in Kauf genommen werden,“) um Neubauten aus dem Boden zu stampfen – sei es als angeblich bezahlbarer Wohnraum in Form einer gerade erst geborenen und schon verkorksten kommunalen Wohnungsgesellschaft, als ausschließlich an Höchstbietende vergebene Ein-, Zwei-, Drei-, … Mehrfamilienhäuser mit Gärtchen aus getrimmtem Rasen, einem heimischen Vorgartenbäumchen, wo vielleicht mal ein Nistkasten dran baumeln wird, und zugehörigen mit einem Schichtchen Dachgrün beglückten SUV-Carports, oder sei es als neue Gewerbegebiete für die frisch zum Zuzug angelockten potent-fluiden Steuerzahler*innen. Selbstverständlich fehlen in diesem System auch die neuen mehrspurigen Querungs- und Umgehungsstraßen in der und die neu- und auszubauenden Autobahnen rund um die Stadt nicht. Die SUVs, die Startup-Lack-Schlitten und die Gewerbe-LKW wollen schließlich irgendwo rollen. Klima, Umwelt, Gesundheit? Ade. – Einen Zusammenhang zwischen all den vielen Thematiken zu erkennen, kann eben ein karrierefokussiertes Politnix schonmal überfordern. (Und selbst die größte Erkenntnis schützt bei mangelhafter Handlungsbereitschaft vor Apokalypse nicht…)

Wir haben hier einfach mal ein kleines Sammelsurium ohne Anspruch auf Vollständigkeiten allein aus der noz (dem Lokalblättchen) aus dem vergangenen Jahr für ein paar Einblicke zusammengestellt:

August 2020: Novum: Osnabrücks erste frühzeitig fertige Baustelle eingeweiht von Stadtoberhäuptern – Dabei handelt es sich just um die Baustelle, die zur Erschließung der Bebauuungsflächen 616 und 617 notwendig war, also auch zur Vertreibung unserer WabOS.

Dezember 2020:

Ehemaliges Parkhotel wird zu Residenz – Es grenzt unmittelbar an die B-Plan-Fläche 617.

Westumgehungsstraße durch die Hintertür inklusive Lesibriefe von durch den motorisierten Individualverkehr seit Jahrzehnten gefrusteten Anwohner*innen – Die sogenannte „Nordspange“ der Westumgehung fügt sich perfekt an die Westumgehung an, die bei Umsetzung der B-Pläne 616 und 617 entstehen würde, das heißt, wenn auch unsere WabOS zerstört würde. Diese Umgehungsstraße wurde per Bürgientscheid vor ca. 7 Jahren abgelehnt…

Skandal um den Grünen Finger Gartlage (Sandbachtal/Eiswiesen) I

Skandal um den Grünen Finger Gartlage (Sandbachtal/Eiswiesen) II

Skandal um den Grünen Finger Gartlage (Sandbachtal/Eiswiesen) III

Skandal um den Grünen Finger Gartlage (Sandbachtal/Eiswiesen) IV

Skandal um den Grünen Finger Gartlage (Sandbachtal/Eiswiesen) V

Und hier ist ein Lesibrief zum Gesamtkontext. In dem Bereich wurde vor 11 Jahren schon eine Wagenburg, der selbstverwaltete Freiraum Knolle, zerstört und vertrieben – und den verbleibenden Bewohner*innen der Wohnhäuser in der Nähe (offenbar leere) Versprechungen gemacht, dass es keine weiteren Bebauungen geben wird in dem Grünen Finger. Ein paar weitere Lesibriefe finden sich hier.

Es existieren derzeit unzählige weitere Beispiele der Art in Osnabrück, sei es in den Gärten der Knollstraße in der Dodesheide oder an der Windhorststraße im Schinkel.

Das urkapitalistisch-konservativ geprägte Lokalblatt veröffentlichte jüngst eine Doppelseite zur Anwerbung von Investor*innen…

Nanu?! Ende Dezember 2020: NABU droht der Stadt Osnabrück mit Klage …dann hoffen wir mal, dass sie der Drohung Taten folgen lassen! Denn von leeren Versprechen hat die Welt alle Schnauzen gestrichen voll!

Juni 2018: Bäume sind Freund*innen

Vor 17 Jahren wurde in Osnabrück die Baumschutzsatzung abgeschafft. Das hat zur Folge, dass sogar auch besonders alte und ökologisch wichtige Bäume – so wichtig für Klima, physisches und psychisches Wohlbefinden – in der Stadt viel einfacher beschnitten und gefällt werden können. Das ist – gelinde ausgedrückt – Mumpitz!

Der gemeinnützige Verein „Osnabrücker Baumschutz e. V.“ hat nun eine online-Petition an den Stadtrat gestartet um Stimmen für die Wiedereinführung einer solchen Baumschutzsatzung zu sammeln.

Bäume sind unsere Freund*innen, sowohl bei uns auf dem baumreichen Wagenplatz als auch überall anderswo: Sie spenden uns Schatten, reinigen unsere Luft, bieten vielen tollen und wichtigen Lebewesen Habitat und sehen obendrein auch noch schön aus. Und sie können uns – teils jahrhundertealte – Geschichten erzählen!

Es gibt tausend gute Gründe, einen Baum NICHT zu fällen!!! Wir als WabOS unterstützen darum die Forderung nach Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung. Und wir, d. h. eigentlich am meisten die Bäume in der Stadt und ihre Bewohner*innen selbst, würden uns bzw. sich sehr freuen, wenn ihr die Petition auch unterzeichnetet!